Die Raumordnung bzw. die Raumordnungskonzepte einer Gemeinde legen fest, wie sich eine Gemeinde oder eine Region in der Zukunft baulich entwickeln soll. Wir haben uns in unserer Gemeinde – aber auch überregional mit dem Zillertaler Planungsverband – Gedanken gemacht, wie, wohin und unter welchen Voraussetzungen sich Hart in den nächsten Jahren und Jahrzehnten hinentwickeln kann.

Problematische Entwicklungen

  • Exorbitanter Anstieg der Baulandpreise am freien Markt in den letzten 5 Jahren
  • Private Wohnbauträger drängen vermehrt in den Markt
  • Extreme Zuzugstendenzen nach Hart > Problem Infrastruktur
  • Unerwünschte Entwicklungen in Bezug auf die tatsächliche Nutzung
    – keine Hauptwohnsitzmeldung
    – augenscheinlich illegale Freizeitwohnsitze
    – Investorenmodelle
    – Vorrangige, touristische Nutzung > Konfliktfeld Tiroler Raumordnungsgesetz

Ein Gemeinderatsbeschluss mit Tragweite:

Bei Neuwidmungen Freiland in Wohngebiet: Unkontrollierter Zuzug, die Errichtung von Wohngebäuden, die nicht dem überwiegenden Teil einer tatsächlichen Hauptwohnsitznutzung der einheimischen Bevölkerung dienen, die Errichtung von Investorenobjekten zur überwiegend-touristischen Vermietung, Anlegerwohnungen, die Schaffung von augenscheinlichen, illegalen Freizeitwohnsitzen und ähnliches werden in Hart zukünftig komplett unterbleiben*. 

* Einst. GR-Beschluss vom 11. April 2023 (gekürzt), gesamten Beschluss lesen (TOP 7, PDF)

Sofortmaßnahmen für Widmungen (Wohngebiet) in Hart im Zillertal

  • Schaffung von Wohnraum ausschließlich für die einheimische Bevölkerung
  • Grundstückspreis für neugewidmete Flächen im Wohngebiet ausschließlich Grundkosten im Sinne der Tiroler Wohnbauförderung*
    € 205,- pro m² Grund
    bis max. € 328,- pro m² Wohnnutzfläche
  • Tiroler Bodenfonds als der Partner für die zukünftige Baulandentwicklung 

*Stand 1.1.2023

Der Blick in die Zahlen

370 junge HarterInnen* (Hauptwohnsitz in Hart, 20 Jahre und jünger*) leben in unserer Gemeinde: Diese Menschen – bzw. ein Teil davon wird in den nächsten Jahren Wohnraum brauchen. Und: Wir erkennen einen Trend: „Heimkehrer“, die nach einem Aufenthalt außerhalb ihrer Heimatgemeinde (zB für ein Studium) nach Hart zurückkommen wollen.

Die Lehre daraus …

  • Nachverdichtung bei bestehenden Wohngebäuden ermöglichen
  • Leistbares Bauland lukrieren
  • Trend erkennen: Andere Wohnformen als das EFH (Wohnung, Reihenhaus, MFH) möglich machen
  • Dichte Neubebauung ermöglichen: Bodenverbrauch / Versiegelung reduzieren
  • Flächen aus dem Örtlichen Raumordnungskonzept (ÖROK) nehmen! 
  • Grundsatz Bauland bleibt Bauland 
  • Kein Eingriff bei kleineren Anpassungen (Arrondierungen)
  • Neuwidmung: Rechtl. Sicherstellung von Vorkaufsrechten
  • Neuwidmung: Rechtl. Sicherstellung von Konventionalstrafen

Mir ist klar, die Schritte, die wir hier setzen sind weitreichend, die hoffentlich auch außerhalb unserer Gemeindegrenzen Schule macht. Ich weiß, dass diese Maßnahmen womöglich für einzelne Grundeigentümer Nachteile mit sich ziehen.
Aber: Das Bedürfnis meiner BürgerInnen, leistbaren, eigenen Wohnraum zu schaffen, wiegt deutlich mehr, als Investoren oder Widmungswerber zu befriedigen. Ich bin nur meinen Harterinnen & Hartern verpflichtet, niemand anderem!
Ich bedanke mich auch ausdrücklich bei meinem gesamten Gemeinderat für den einstimmigen Beschluss in dieser wichtigen Sache.


Bgm. Daniel Schweinberger, beim Bürgerforum am 22. April 2023

Baugebiet "Oberster Wirt"

Unsere langfristige Grundstücksreserve

Tiroler Bodenfonds

Unser Partner bei der Raumentwicklung

Planungsverband Zillertal / Handbuch Raumordnung

Nicht nur in Hart, auch zillertalweit bekommt das Thema Raumordnung mit dem überarbeiten Strategieplan Zillertal eine besondere Bedeutung. Nicht jede Gemeinde des Zillertals ist gleich, nicht überall herrscht derselbe Druck auf dem Wohnungsmarkt – und doch haben sich die Bürgermeister des Zillertals darauf verständigt Mindeststandards und Vorgehensweisen festzuschreiben, wie zukünftig die Raumordnung im Zillertal gehandhabt wird. Das Handbuch Raumordnung ist sozusagen das Herzstück des Strategieplans Zillertal. Dieses Strategiepapier wurde im Frühjahr 2023 von allen 25 Bürgermeistern des Tales unterzeichnet.

Strategieplan Zillertal

Handbuch Raumordnung des Planungsverbandes Zillertal

Gemeinsam gegen illegale Freizeitwohnsitze

Darüber hinaus laufen bereits seit 2022 die ersten Gespräche über Maßnahmen zur Bekämpfung von illegalen Freizeitwohnsitzen. Hier steht die Gründung einer Verwaltungsgemeinschaft von mehreren Gemeinden im Raum, die Verdachtsfälle ordentlich und nach einem festen Ablauf prüft und in weiter Folge juristisch korrekt zur Anzeige bringt. Der politische Wille ist klar: Wohnraum soll zum Wohnen da sein, nicht zur Spekulation!